Laß uns deine Stimme erkennen...
Ich muss heute ganz besonders an jene Kinder denken, die heute und in den letzten und kommenden Wochen das Fest der ersten Begegnung mit Jesus im Heiligen Brot, die Erstkomnunion gefeiert hätten. In der Pfarre Graz-Süd sollte dieses Fest heute stattfinden.
Die Kinder haben sich mit ihrer Religionslehrerin und ihren Tischeltern auf den Weg gemacht, um die Spur Jesu in ihrem Leben zu entdecken und ihr zu folgen. Es ist sehr schade, dass das heute nicht möglich ist. Auch für die Pfarrgemeinden ist es sehr schade, weil das Fest der Erstkommunion immer auch für uns Erwachsene schön zu feiern ist und weil es uns selbst herausfordert uns wieder neu auf Christus auszurichten.
Wir könnten jetzt in Traurigkeit versinken, weil der Weg, den wir begonnen haben, nicht so weiter geht, wie wir uns das vorgestellt haben. Es ist auch in Ordnung traurig zu sein, weil das Fest nicht stattfinden kann, weil diese besondere Begegnung mit Jesus nicht möglich ist – wie sie auch für fast alle im Moment nicht möglich ist. Da geht es uns, wie den Emmausjüngern, die weggegangen sind aus Jerusalem voller Traurigkeit darüber, was mit Jesus, ihrem Freund, ihrer Hoffnung, geschehen ist.
Und wie Jesus den Jüngern auf dem Weg begegnet ist, will Jesus uns trotz aller Umstände und trotz aller Traurigkeit begegnen.
Ein ganz wichtiger Bestandteil dieser Begegnung mit Jesus ist sein Wort, das Evangelium. Dort spricht er heute von Hirten und Schafen und davon, dass es offenbar wahre und falsche Hirten gibt. Und Jesus spricht von der Tür, durch die der wahre Hirte eintritt. Er sagt, er selbst ist diese Tür, durch die die Schafe auf die Weide geführt werden und zwar auf die Weide des Lebens.
Durch die Taufe sind wir alle durch diese Tür gegangen. Wir haben Christus Jesus angezogen; durch ihn werden wir zum Leben in Fülle geführt. In den Lesungen haben wir gehört, dass Jesus nicht nur der Hirte ist, sondern er ist so zu sagen das Opferlamm. Durch seine Hingabe für uns, für mich, ist Christus diese Tür geworden, die mir den Weg zum Leben in Fülle eröffnet.
Was ist aber diese Fülle des Lebens, die Jesus mir verspricht? Ich denke, dass die Fülle des Lebens nicht unbedingt im Reichtum liegt, also in der materiellen Fülle, ist vielen klar. Jesus deutet an, worin diese Fülle des Lebens mit Gott besteht: Der Hirte, kennt den Namen seiner Schafe und sie kennen seine Stimme. Ich bin für Gott nicht irgendjemand, oder die dreimillionste Getaufte, ich bin jemand für Gott, ich mit meiner ganzen Geschichte, mit meinen Niederschlägen, mit den kleinen Festen meines Lebens darf ich bei Gott ICH sein. Mit allem, was mich ausmacht ruft der Hirte mich durch die Tür zu gehen, um mich hinauszuführen in die Fülle des Lebens mit Gott. Das bedeutet nicht, dass es keine Stolpersteine gibt, es bedeutet nicht, dass es nicht auch Dornen auf dem Weg gibt – aber es bedeutet, dass ich nicht allein gehen muss, es gibt einen, der mir vorangegangen ist und es immer wieder tut. Und es gibt viele, die mit mir unterwegs sind. Alle mit ihre ganz eigenen Erfahrungen, mit ihrem ganz eigenen Sein und wenn wir uns unserer Berufung durch Christus immer wieder bewusst werden, können wir auch zum Hirten für andere werden. Wenn ich mich immer wieder darauf ausrichte, die Spur Jesu in seinen Worten zu suchen ist es möglich, seine Spur in meinem Leben zu entdecken und ich kann mich entscheiden dieser Spur zu folgen, wo immer ich bin, was immer mich gerade beschäftigt. Und in der Gewissheit zu gehen, dass er immer bei mir ist und wieder und wieder sagt Jesus mir zu: Ich bin gekommen, dass du das Leben hast und es in Fülle hast!
Richten wir also unser Leben nach diesen Spuren aus, die uns zum Leben in Fülle führen.