Ein geistlicher Impuls anlässlich der Corona-Krise
Dieses Wort des hl. Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth galt nicht nur damals, sondern gilt auch uns heute und hier. Diese Botschaft der Heiligen Schrift ist gerade in diesen Tagen und Wochen der Unsicherheiten, der Einschränkungen und mancher Ängste umso ermutigender und kann uns helfen, diese außergewöhnliche Situation in geistlicher Weise gut zu leben.
Gewiss ist für viele die eine oder andere beschränkende Maßnahme mit Schmerz verbunden. Umso mehr, wenn es das kirchliche und sakramentale Leben betrifft, das uns als einzelne Gläubige und als Gemeinschaft der Kirche heilig und wichtig ist.
Ich denke, wir können diese Maßnahmen als eine konkrete Möglichkeit der christlichen Nächstenliebe sehen, wo jede und jeder einen Beitrag geben kann, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern und damit evtl. gefährdeten Personen Gutes zu tun. Die Beschränkungen können als eine besondere Form des Verzichts in der Fastenzeit gelebt werden.
Die eingeschränkten Möglichkeiten sich mit anderen zu treffen, können uns auch denen etwas näher fühlen lassen, die als Christinnen und Christen weltweit zum Teil oft über Jahrzehnte hinweg ihren Glauben in einer Situation der Diaspora bzw. unter stark restriktiven Bedingungen leben müssen.
Die Zeit, die uns durch den Wegfall von Terminen 'geschenkt' wird, können wir bewusst nützen, um innerlich einzukehren bei Gott, die Hl. Schrift intensiver zu lesen und zu betrachten, mehr Zeit dem Gebet zu widmen, evtl. bewusst jemanden per Telefon oder Brief kontaktieren, der ein gutes Wort oder ein offenes Ohr von uns wünscht.
Außerdem kann uns diese Zeit in Erinnerung rufen, dass wir als Kirche der "Mystische Leib Christi" sind und dass jede und jeder einzelne von uns, wenn wir vereint mit Christus leben, auch untereinander real verbunden sind, unabhängig davon, ob wir uns physisch begegnen können oder nicht.
Das Gebet füreinander und für alle jene, die zurzeit leiden - nicht zuletzt für jene, die in irgendeiner Form unter der aktuellen Situation rund um das Corona-Virus leiden - kann in dieser Zeit umso intensiver werden. Ich bin überzeugt: Wenn wir diese spezielle Situation in dieser Weise leben, wird sich gewiss in geistlicher Hinsicht fruchtbar sein - für jede und jeden einzeln wie auch für unsere Pfarrgemeinden und unseren Seelsorgeraum.
Mit einem Wort: wir können entweder lamentieren über diese Maßnahmen oder wir können sie als Chance sehen, um gerade in der Fastenzeit eine Form der geistlichen 'Exerzitien' daraus zu machen. Dann wird sich zum Segen für viele werden! Dann wird aus dieser schweren Zeit eine "Zeit der Gnade". In diesen Sinn wünsche ich eine gnadenreiche Zeit! In fester Verbindung mit allen im Gebet und im Dreifaltigen Gott, Pfarrer
Stefan Ulz, Leiter des Seelsorgeraums Graz-Südost